Donnerstag, 14. April 2016

|Rezension| "Passenger" von Alexandra Bracken

Passenger | Alexandra Bracken | Hyperion | Englisch | Hardcover | ca. 15€ | Kaufen?
 
In one devastating night, violin prodigy Etta Spencer loses everything she knows and loves. Thrust into an unfamiliar world by a stranger with a dangerous agenda, Etta is certain of only one thing: she has traveled not just miles but years from home. And she’s inherited a legacy she knows nothing about from a family whose existence she’s never heard of. Until now.

Nicholas Carter is content with his life at sea, free from the Ironwoods—a powerful family in the colonies—and the servitude he’s known at their hands. But with the arrival of an unusual passenger on his ship comes the insistent pull of the past that he can’t escape and the family that won’t let him go so easily. Now the Ironwoods are searching for a stolen object of untold value, one they believe only Etta, Nicholas’ passenger, can find. In order to protect her, he must ensure she brings it back to them—whether she wants to or not.

Together, Etta and Nicholas embark on a perilous journey across centuries and continents, piecing together clues left behind by the traveler who will do anything to keep the object out of the Ironwoods’ grasp. But as they get closer to the truth of their search, and the deadly game the Ironwoods are playing, treacherous forces threaten to separate Etta not only from Nicholas but from her path home... forever.

 
Ein relativ neues Lied, das zuerst gar nicht so zu Passenger passen wollte, aber mit der Zeit sich mehr und mehr an das Buch geschmiegt hat, und mittlerweiler einfach perfekt mit Brackens Schreibstil harmoniert. Und ein richtiger Ohrwurm ist.

 
Auf unserer Welt leben so viele verschiedene Menschen, mit Herzen aus Stein und Gold, und manchmal auch mit Herzen aus Fernweh. Ich bin so ein Mensch, der überall zu Hause ist, verliebt in Orte, die ich noch gesehen habe und in Menschen, die ich gar nicht kenne. Ich liebe es zu reisen, und auf reisen zu gehen. Weswegen ich mich auch immer magisch angezogen fühle zu Romanen, die über Reisen berichten, aber nicht nur „normales“, realistisches Reisen, wie man es selbst erleben könnte, aber über magisches Reisen, Zeitreisen, Reisen in fremden Welten oder Dimensionen. Deswegen liebe ich diesen Trend, in dem es darum geht, Zeitreisen mit Piraten und fremden Kulturen zu mixen, alleine dieses Jahr sind schon 5 Titel erschienen. Davon habe ich nun Passenger gelesen, und bin gleichzeitig begeistert und enttäuscht.


In dem Buch geht es um die siebzehnjährige Etta, die ein ziemlich ungewöhnlich gewöhnliches Leben führt, sie geht nicht zur Schule, sondern steckt ihre gesamte Energie in das musizieren, und der Mittelpunkt ihres Lebens sind ihre Violinenlehrerin und die Musik, und daher auch, ihr bevorstehendes Debut. Niemals hätte sie gedacht, dass ihr Leben für was ganz anderes bestimmt ist…nämlich für das Zeitreisen.

Ich versuche immer ziemliche wage Inhaltsangaben zu geben, meistens fasse ich das zusammen, was ich wusste, bevor ich das Buch begonnen habe. Denn ich denke, bei vielen Büchern ist es nur von Vorteil, wenn man so wenig wie möglich am Anfang weiß. So auch bei Passenger. Ich denke, dadurch, dass ich so wenig über die Handlung im Bilde war, hatte das Buch zumindest am Anfang den Vorteil, dass es mich fesseln und überraschen konnte. 


Was ich an allererster Stelle aber mal loben muss, ist die Diversity in diesem Buch, vielen Dank Alexandra Bracken! Überhaupt nicht aufgetragen sondern wie das normalste in der Welt gestaltet sie ihr Setting und ihre Personen abwechslungsreich, und zeigt genau damit: Es IST normal. Zum Beispiel ist unser zweiter Protagonist dunkelhäutig. Und auch wenn sie es nicht zu einem Hauptthema macht, finde ich es wunderbar, wie sie mit kleinen Anekdoten immer wieder erwähnt hat, was es bedeutet, eine andere Hautfarbe zu haben, nicht nur im siebzehnten Jahrhundert, sondern auch noch in unserer heutigen Welt. Und zeigt uns damit in vielen Fällen: Unsere Probleme, Rassismus zum Beispiel, sind keine neue Erfindung, aber so alt wie die Zeit. Umso trauriger, dass wir sie immer noch nicht gelöst haben, obwohl es doch so einfach scheint. Diesen Aspekt mochte ich sehr gerne.


Genau wie die Tatsache, dass es eben nicht nur um New York und London geht, tolle, faszinierende Städte, sicherlich, aber irgendwo auch…langweilig (Okay, obwohl ich London immer noch grandios finde). Natürlich, auch wir verbringen einige Zeit in Amerika und England, aber wir besuchen auch Cambodia, wir machen einen Abstecher in Paris und unser großes Final findet in Syrien statt, in der Stadt, die ich selbst schon gesehen habe. Es war einfach toll! Das Buch hatte dadurch eine Atmosphäre, die mich hat Fernweh spüren lassen…nach Zeitreisen und Weltenbummeln, etwas, was für mich einfach etwas ist, was Bücher über Reisen haben müssen, egal um welche Art Reisen es geht.


Leider muss ich sagen, dass es trotz der tollen Rahmenumstände auch Dinge gab, dich mich eher im negativen überrascht haben. Am Anfang war ich wirklich begeistert von der Idee, eine Art Schnitzeljagd durch die Jahrhunderte, eine Idee, die das Rad zwar nicht neu erfindet, aber mit frischen Wind ein befahrenes Schiff wieder in Schwung bringt. Nur leider schläft unser Schiff auf zu ruhiger See etwas ein, Bracken schafft es nicht, die Spannung zu halten, und so bricht sie leider in der Mitte wie eine Welle in der Brandung. Zum Ende hin schafft sie es zwar, neue Wellen aufzubringen, die aber nicht mit derselben Stärke rollen, wie die davor, weswegen vor allem zum Ende hin irgendwas für mich gefehlt hat in der Story. Am Anfang lag der Fokus einfach viel mehr auf den Zeitreisen, auf diversity Aspekten, auf die Atmosphäre des Jahrhunderts, in dem wir uns befinden. Zum Ende hin ging es dann vor allem um eines: Insta Love.


Japp, leider war unser großer böser „Freund“ Insta Love auch auf dieser Reise in unserer Reisegruppe und hat dann auf halber Strecke die Reiseleitung übernommen. Schade, die vorherige fand ich viel sympathischer. Denn durch die Liebesgeschichte kam eine gewisse Unstimmigkeit in die Story. Das lag vor allem daran, dass ich Nicholas und Etta immer als Sherlock und Watson der Jahrhunderte gesehen hatte, hatte sie mir vorgestellt wie Judy und Nick aus Zootopia, Partner durch dick und dünn, grandiose Freunde, aber kein Liebespaar. Und solange sie auch nur Freunde waren, hatte ich das Gefühl, hatten wir einfach mehr Harmonie, nicht diese eklige Verkrampftheit. Es war keine grottige Liebesgeschichte, sie war sogar ziemlich gut geschildert, aber irgendwo für mich dennoch nicht nachvollziehbar, und so wirkte es, als sei sie nur wegen des klischeehaften Konfliktes, den die Autorin nun noch zwei Bände lang ausschlachten kann, entstanden. Und das macht mich einfach traurig.


Die Charaktere an sich waren ziemlich okay, ich fand sie ziemlich durchschnittlich. Nicholas war spannend, was vor allem daran liegt, das er viele gute Bemerkungen über Diskriminierung und Entscheidungen verloren hat, eine interessante Geschichte hatte und insgesamt einfach nicht so glatt war, sondern eckig, genau, wie ich es mag. Etta war okay, ich hätte mir Anekdote über ihre Liebe zur Musik gewünscht und ihre Beziehung zu Alice fand ich irgendwie ein bisschen übertrieben, aber dennoch mal was anderes und niedlich. Zum Ende hin wurde sie dann ziemlich naiv, was schade war, da sie vor allem in der Mitte ziemlich tough und eine richtige Piratin wurde, was wirklich genial war.
Aber naja, das Ende insgesamt hat für mich einfach nicht funktioniert. Und weiterlesen werde ich auch nicht, für mich ist die Geschichte erzählt und hätte einfach beendet werden können, sodass man einen guten Standalone hat. Der einzige Konflikt der für mich offen bleibt, ist der Liebesaspekt, und ehrlich gesagt habe ich daran nicht wirklich Interesse.

Unwissend habe ich mit Nicholas und Etta Segel gesetzt, um in fremde Zeiten zu fremden Orten zu reisen, um neue Menschen und Städte kennenzulernen, um eine Schnitzeljagd durch die Jahrhunderte zu erleben. Überraschenderweise habe dazu viel über Entscheidungen, Diskriminierung und Probleme, die Jahrhunderte alt, aber noch nicht gelöst sind, gelernt und wurde zum nachdenken gebracht. Wo ich Nicholas gleich mochte, musste ich mit Etta erst warm werden. Und genau in dem Moment, wo sie zu einer mutigen Piratin wurde, hat sich das Blatt gewendet, unser Schiff wurde langsamer, und wir kamen in einen kleinen Sturm. Nicholas und Etta verliebten sich, wo ich dachte, da wäre nur eine starke Freundschaft, und es wurde komisch. Darunter litt die Reise, und am Ende war ich fast froh, das Schiff verlassen zu können. Es war eine Reise, die genial begonnen hat, aber neben vielen positiven Aspekten, auch einige negative Überraschungen hatte. Trotzdem hatte ich meinen Spaß mit dem Buch und vergebe dafür 3,5 Sterne, die ich aber auf drei abrunden werde.
 

2 Kommentare:

  1. Hey Kücki ♥

    ich bin ja schon sehr gespannt auf das Buch. Auch wenn es dich nicht ganz umhauen konnte und ein paar Makel hatte, möchte ich es unbedingt lesen. Das Buch sieht so schön aus, dass es mich schon i-wie in seinen Bann zieht. Ich bin jetzt sehr gespannt, wie ich es finden werde :)
    Danke für deine Rezension :)

    Liebste Grüße Sine

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  2. Ich traue mich ja momentan noch nicht so recht an das Buch ran. Ich liebe sowohl Brackens Debüt als auch ihre "Darkest Minds"-Trilogie, aber hab noch gar nicht so viel Gutes zu ihrem neuesten Streich gelesen. Schade, dass es hier anscheinend gerade das Ende das ist, was hakt, wenn doch der Rest ziemlich gut ist. Ich hoffe, hoffe ja, dass ich eventuell anderer Meinung bin und werde es sicherlich probieren, schon allein wegen Bracken eben - aber meine Erwartungen schraube ich wohl vorsichtshalber etwas runter ;)

    Sehr schöne Rezension, danke dafür!

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