Mittwoch, 29. Juni 2016

|Gedankenkarusell| Vom Türme bauen und umschmeißen lernen...

Hey ihr Lieben! Ich dachte, es wird mal wieder Zeit für einen kleinen Gedankenkarusellpost der persönlichen Art. Und wieder geht es um das leidige Thema Zukunft. Und ich weiß, wahrscheinlich könnte ihr es nicht mehr hören, es blutet euch in den Ohren, aber dennoch war es mir irgendwie wichtig, diesen Text zu schreiben. Es ist kein Poetry Slam, Gott, es ist nichtmal ein besonders gut geschriebener Text, eher ein impulsives Schreiben, einfach drauf los, alle Gedanken raus, ein richtiges Gedankenkarusell, gebündelt in Wort und Satz. Und obwohl ich euch eigentlich von ganz anderen Dingen erzählen wollte, hatte ich auf einmal einfach den Drang, diesen Text zu schreiben, und auch wenn er nicht perfekt ist, möchte ich ihn dennoch mit euch teilen.

Ich habe versucht, mich dem Thema Zukunft mal von einer ganz anderen Seite zu nähern, und bin echt gespannt, wie es euch gefällt. Der Text hat eigentlich keinen Namen, der er eben eher impulsives Schreiben war, aber ohne Titel mag ich ihn nicht in die virutelle Welt hinaus lassen, also taufe ich ihn hiermit feierlich auf den Namen:

Die Kunst, Türme umzuschmeißen...


Erinnert ihr euch vielleicht noch daran, als man als Kind immer mit Holzbauklötzen gespielt hat? Viele bunte Holzsteinchen, die in einer Kiste aufbewahrt im Schrank lagen, gut zu greifen und fest in der Hand, hat man sie alle sich schön angesehen. Und als dass nicht mehr spannend genug war, hat man sie gestapelt, hoch aufeinander, ein Stein über den anderen, zu einem hohen, beeindruckenden Turm. Solange, bis alle Steine an Ort und Stelle waren. Und wisst ihr noch, wie man dann, auf tapsigen Kinderbeinchen, zu seinen Eltern lief, um ihnen zu zeigen, was für ein tolles Kunstwerk man geschaffen hatte? Wie schön es war, ihr Lob zu hören, den Stolz in ihren Augen. Man wusste, man hatte etwas Tolles gemacht. Aber irgendwann wurde der Turm wie er da so stand langweilig. Die Farbanordnung ist doch blöd, in der Mitte ist er ganz schief, und das Fundament ist nicht toll. Warum habe ich den Turm denn nur so gebaut? Oder der Turm wurde nur uninteressanter, weil jetzt die Hotwheels Autos oder Schleich Tiere ja viel cooler waren, und der Turm ihnen den Platz wegnahm. Aus welchen Gründen auch immer: So schön unsere Zeit war, der Turm muss weg. Und so überlegt man nicht lange, schubst ihn um, freut sich, wenn die Holzbauklötze krachend zu Boden fallen, sich über den Boden verteilen, und schließlich den Platz räumen. Vielleicht baut man den Turm morgen neu, mit anderer Anordnung, vielleicht aber nimmt auch nur ein paar Steine, um baut damit Hindernisse für die Spielzeugautos oder einen Stall für die Tiere. Wie auch immer, eines war klar: Es war nur schlimm, etwas Gebautes wieder umzuschmeißen, schließlich wussten wir, dass wir es immer wieder aufbauen könnten, oder etwas Neues schaffen könnten, was uns doch so viel besser gefallen würde.

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Und auf einmal ist man 17, in der 11. Klasse und denkt man wüsste wer weiß was vom Leben. Auf einmal ist man fast-Erwachsen und hofft einfach, dass im Geburtstagkuchen neben Schlagsahne und Kakao auch irgendwo Selbstständigkeit versteckt ist, und dass der Wein heute nur zu beschwipsend ist, weil die Last der Verantwortung mit ihm schwappt. Auf einmal sitzt man in der Schule und wird ständig gefragt, was man mal mit seinem Leben anfangen möchte, es gibt sogar eigene Unterrichtsfächer, und wo sich früher das Pausengespräch um das spannende Buch von gestern Nacht sich drehte, schmatz man heute sein Pausenbrot zu Zukunftsphilosophie. Auf einmal spaziert man nicht mehr durch Museen und Wälder, sondern verbringt seinen Exkursionstag auf Messen, die dir einen Leitfaden für die Zukunft geben sollen, dich aber irgendwie nur noch mehr verwirren. Auf einmal redet man nicht mehr über die Gegenwart oder die Vergangenheit, sondern hat nur noch Zukunft auf den Lippen, bis man automatisch nur noch im Futur redet, jetzt sogar eins UND zwei, was freuen sich die Deutschlehrer, und statt Gedichten Studienführer auswendig lernt. Ja meine Lieben, auch ich schreibe über das leidige Thema Zukunft, und zwar, weil ich seit Wochen an nichts anderes denke. Ich gehe in die Schule und denke mir: Du machst das für deine Zukunft. Ich gehe ins Internet und stöbre nicht auf meinen Lieblingsblogs, stattdessen lese ich Erfahrungsberichte als Guten Nacht Geschichte, obwohl ich sowieso nicht einschlafen kann, weil ich doch noch über meine Zukunft nachdenken muss. 


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Und eigentlich ist das doch gar nicht schlimm oder? Im weichen Bett zu liegen, die Harry-Potter-Merchandise Decke nahe an sich ranzuziehen, während vor den inneren Auge tausend und eine Zukunftsvisionen durch deinen Kopf laufen. Wie schön es ist, jetzt noch träumen zu können, von der perfekten Zukunft, in der alles besser sein wird, in der man ein tolles Studium, eine tolle Ausbildung oder anderes macht, in der man reist als würde Geld keine Rolle spielen und dabei Instagramfeeds kreiert, bei denen alle neidisch werden. Wir denken darüber nach, wie WIR besonders sein können, herausstechen können, einen Weg gehen können, den andere noch nicht gegangen sind, obwohl wir vom lateinischen bis hin zum Sanskrit-Alphabet sowieso schon alle Buchstaben durch haben. Und auf einmal wird das Träumen, unser Strohhalm im Drink des Lebens, zur Glasglocke, unter der wir leben, denn unser Träumen setzt uns unter Druck, engt und ein und nimmt uns unseren Horizont. Darf ich überhaupt was Unspektakuläres machen, wenn ich einzigartig sein will? Ist es der Weltuntergang, wenn ich etwas mache, was auch schon andere gemacht haben? Und was ist, wenn ich noch gar nicht genau weiß, was ich mit meinem einem, kostenbaren Leben anstellen möchte? Was ist, wenn ich auf die Frage, Was willst du mal werden, keine Antwort weiß?
Oder noch schlimmer: Was ist, wenn ich endlich einen Plan habe, ausgekugelt und abwechslungsreich, sehr gut recherchiert, und bestimmt eine genialer Plan. Was ist, wenn ich mich im ersten Moment darin verliebe…nur um dann festzustellen, Wochen später, dass ich das doch nicht will. Dass es nicht zu mir passt, dass ich nun selbst versuche, mir eine Zukunft aufzuzwängen, die ich gar nicht mehr will. Was ist denn schlimmer, gar keinen Plan zu haben, oder einen zu haben, der nicht mehr aus deinem Herzblut besteht? Kann ich den einfach umschmeißen, wie einen Turm aus Holzbauklötzen? Darf ich ihn umhauen, wegräumen, Platz für neues machen, nur einzelne Steine behalten? Darf ich das, auch, wenn ich nicht mehr klein bin, sondern jung in einer Gesellschaft, die mich als Erwachsen bezeichnet?

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Hiermit möchte ich eine Hommage an mich und alle, denen es auch so geht aussprechen: Schließ die Augen, atme kurz einmal tief durch, und dann entspann dich einmal verdammt nochmal. Schmeiß doch mal den Druck von deiner Schulter, und hau den verdammten Turm um. Warum müssen wir uns selbst diesen Druck machen? Klar, es gibt Deadlines und Bewerbungsfristen, Zukunftsängste und die Panik, etwas zu verpassen, wenn ich nicht alles durchplane, Angst, Zeit zu verschwenden, von der wir doch eh schon so wenig haben, Angst, beim Scrollen durch die Tumblr Feeds zu versauen, obwohl man doch eigentlich die Person sein wollte, deren Instabilder alle beneiden. Aber sie ist viel kleiner, als du denkst. Du bist 17, und egal was die die Gesellschaft sagt: Du bist noch jung, man, wenn alles gut geht, hast du noch Jahre vor dir, die du mit all deinen wundervollen Ideen füllen kannst. Hey, vielleicht scheint es nicht so, aber vielleicht hast du sogar Zeit. Zeit, die auszuprobieren. Zeit, dich treiben zu lassen. Zeit, den verdammten Turm zehn Mal umzuschmeißen, um beim Elften Mal dann gleich ein Schloss zu bauen, indem du dann wohnst. Und ganz vielleicht, ist es gar nicht so wichtig, auf die perfekte Zukunft zu warten, denn die hängt auch nur irgendwo zwischen Selbstverleugnung und Illusion, denn ganz vielleicht passiert deine wundervolle Zukunft, die du dir immer erträumst, gerade auch jetzt. Denn jetzt ist nichts anderes als die Zukunft, die Real geworden ist. Ja genau, die Zukunft, die du immer füllen wolltest, dazu hast du jetzt die Chance. Deswegen schau nicht nur in die Zukunft, die noch in den Kinderschuhen steckt, denn du hast das Jetzt, und das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Denn du bist 17, und ja, verdammt nochmal, wenn alles gutgeht hast du nächstes Jahr dein Abi und musst dann schauen, was du mit deinen einen, wundervollen Leben anfängst. Und das ein Jahr schneller vergeht als man denkt, das wissen wir wohl alle. Aber was wir oft vergessen: Mit 17 ist noch nicht alles in Stein gemeißelt. Wir verändern uns, jeden Tag, lerne neue Sachen, finden vielleicht Studiengänge oder Auslandseinsätze, die wir vorher gar nicht kannten, und auf einmal verlieben wir uns wieder neu, manchmal nur in einen Sommerflirt, manchmal treffen wir die große Liebe. Denken wir, und verlassen sie dann doch wieder für eine bessere Version von „Später“. Aber das ist okay. Du bist zwar Siebzehn, aber das heißt nicht, dass du diesen Turm nicht umschmeißen darfst, ihn neu bauen darfst, ihn jeden Tag, wenn du willst, neu erfinden kannst. 

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Denn ich habe für mich gesehen: Ich beschäftige mich gerne mit der Zukunft, laufe noch mit einem Lächeln über Berufsmessen, wo anderen mit verzehrter Miene in der Ecke sitzen und liebe es, Erfahrungsberichte zu lesen. Aber auch ich merke: Ich rede so oft von Dann und Später, warum denn nicht jetzt? Warum denn nicht Jetzt zu einer Zukunft machen, die fast perfekt ist, nur noch besser, nämlich real. Warum denn nicht immer wieder neue Pläne schmieden, obwohl Freunde schon seit Jahren ihr Leben durchgeplant haben? Warum denn nicht einfach mal Siebzehn sein, zur Schule gehen und tausend und eine Erfahrungen mit Hobbys und Reisen und Freunden sammeln, nicht immer nur an Morgen denken, sondern das Heute nutzen, nicht Angst haben, Türme einzureißen, sondern sich trauen, neue Wege zu bauen. Und auf die Frage „Was willst du mal werden?“ einfach „Glücklich“ zu antworten. 

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Sooo ihr Lieben...das war's auch schon wieder. Ich hoffe echt, dass euch der Text gefallen hat. Vielleicht geht es euch ja genauso, oder ganz anders, auf jeden Fall würde ich mich sehr freuen, wenn ihr in den Kommentaren vielleicht erzählt, wie es euch mit dem Thema Zukunft geht oder ging. Und wenn ihr mögt, dann erzählt mir auch gerne, was ihr in der Zukunft denn so vor habt, denn das finde ich wirklich sehr sehr interessant :)

Also: Wie gehst du mit dem Thema Zukunft um? Und was hast du in dieser vor?

1 Kommentar:

  1. Liebe Kücki ♥

    Was für ein wundervoller Text! ^.^
    Ich bin was das Thema Zukunft angeht immer ein wenig ängstlich. Das liegt einfach daran dass es so viele verschiedene Wege gibt und ich einfach Angst habe den Falschen einzuschlagen. Und selbst wenn ich den richtigen wähle, weiß ich nicht was mich erwarten wird. Schon etwas beängstigend. Aber auf der anderen Seite auch sehr aufregend.
    Matt Haig schrieb in seinem neuen Buch (das du unbedingt noch lesen musst ♥) "In a world where possibility is endless, the possibilities of pain and loss and permanent separation are also endless." Aber natürlich sind auch die Möglichkeiten zum glücklich sein unendlich. (: Deshalb gefällt mir besonders der letzte Satz von deinem Text unglaublich gut. Denn egal wohin dich die Zukunft führen wird, liebe Kücki. Ob nach Süden, Ost, Westen oder ob du zuhause sein wirst - Glück findet man überall, man darf nur nicht die Augen davor verschließen. ♥ :)

    Ich wünsche dir für eine Zukunft alles, alles Gute und ich hoffe das du so viele Wege wie möglich kennenlernen darfst um herauszufinden welcher DEIN Weg ist.

    Alles Liebe,
    Jasi ♥

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