Samstag, 11. März 2017

|Etwas andere Rezension| "Das große Los" von Meike Winnemuth

Das große Los | Meike Winnemuth | btb Verlag | Deutsch | Taschenbuch | ca. 10€ | Kaufen?
  
 Sie wollte eigentlich bloß finanziell ein bisschen unabhängiger sein. Mehr dürfen, weniger müssen. Deshalb hat Meike Winnemuth, 52, erfolgreiche Journalistin, überhaupt nur bei »Wer wird Millionär« mitgemacht. Zu ihrer Verblüffung räumt sie groß ab: 500.000 Euro. Und nun? Einfach weitermachen wie bisher? Sie entscheidet sich, ein Jahr frei zu nehmen und um die Welt zu reisen. Doch was passiert, wenn man wirklich alles darf? Weiß man dann, was man will? Wie ist es, wenn man das Leben führt, von dem alle träumen? Meike Winnemuth erzählt von einer unglaublichen Reise in 12 Städte auf allen Kontinenten: Sydney, Buenos Aires, Mumbai, Shanghai, Honolulu, San Francisco, London, Kopenhagen, Barcelona, Tel Aviv, Addis Abeba, Havanna. Vor allem aber erzählt sie davon, was die 12 Monate und 12 Städte mit ihr gemacht haben – und dass man definitiv keine halbe Million braucht, um glücklich zu werden, sondern etwas ganz anderes.

 
Dieses Lied passt einfach so wunderbar, es ist nicht nur ein wunderschönes Reiselied, sondern hat auch Meikes Geschichte zauberhaft untermalt.

 
Manchmal gibt es so Geschichten, die einen nicht nur ans Herz gehen, sondern einem förmlich aus der Seele sprechen. Bücher, die einen auf einer Ebene erreichen, wie es kaum andere Medien. Eine Stufe, auf der man eigene Gedanken und Ideen wiederfindet, wo man das Gefühl hat, Meike würde einen persönlich darstellen, wie man selbst hungrig für die Welt und das Leben ist, und trotzdem so viele Fragen und Gedanken im Kopf hat, dass man manchmal gar nicht weiß, was man nun tun soll. Dieses Buch hat sich mit seinem unendlichen Fernwehruf, seiner überschwänglichen Lebensfreude, aber vor allem mit seinem ganzen Selbst jetzt schon den Titel als eines meiner Jahreshighlights gesichert.


In dem Buch geht es um die 50jährige Meike Winnemuth, die im Jahr 2010 bei der Quizshow „Wer wird Millionär?“ eine halbe Millionen Euro gewann, um sich anschließend einen Traum zu erfüllen: Eine Weltreise. Ganz spontan und ohne viel zu Planen schreibt Meike einfach 12 Städte nieder, in welche sie das nächste Jahr lang jeweils einen Monat lang leben möchte. Und fährt am 1.11.2011 dann einfach los...


Eigentlich lese ich nicht wirklich gerne Biographien oder solche Berichte, aber nachdem Tasmin so von diesem Buch geschwärmt hat, konnte ich nicht anders, als es selbst auch zu lesen. Schon mit Frühstück mit Elefanten hatte sie mir einen absoluten Geheimtipp gegeben, also war ich umso gespannter auf dieses Buch. Und kann nun, da ich es beendet habe, sagen: Es war absolut der richtige Tipp!

Ich weiß gar nicht, wie ich so recht eine Rezension zu dem Buch schreiben soll, schließlich handelt es sich hier um eine wahre Geschichte, unsere Protagonistin ist eine lebende, unglaublich sympathische Frau die wohl gerade irgendwo in der Welt herumwandert auf der Suche auch unglaublichen Zufällen und alle Orte, die wir besuchen, sehen wir durch ihre Augen hindurch. Wie also bewertet man ein solches Buch?

Als jemand, der das Reisen liebt, habe ich mich in diesem Buch wieder gefunden, und zwar so komplett und absolut emotional dass ich kontinuierlich mittendrin in der Geschichte war. Ich habe mit Begeisterung Meikes Ausflüge geliebt, ihre Geschichten von Menschen und Gebäuden und Gegenstände an verschiedenen Orten dieser Erde. Das Buch hat einfach das Gefühl von Freiheit und Fernweh in sich eingraviert, man kann es förmlich nicht lesen, ohne selbst hungrig zu werden. Hungrig nach der Welt, nach dem Leben, einfach nach mehr.

Dazu kommt Meikes unverschämte Lebensfreude. Denn wenn ich sagen müsste, welche Emotion mich am meisten durch das Buch begleitet hat, dann was er ein Gefühl von purem Glück. Denn wie Meikes es in ihren vielen Briefen, in welche die Geschichte übrigens erzählt wird, schon sagt: Wir leben auf so einen wunderschönen, vielfältigen Planeten und wurden in ein Leben geboren, dass uns alle Möglichkeiten bietet, wir müssen sie nur nutzen. Sie schreibt von dem wunderbaren Zufällen der Welt, von so vielen fantastischen Menschen und Abenteuern, von Plätzen dieser Welt, alles Dinge, die sie mit Freude für das Reisen und das Leben selbst bereichern. Ich musste bei dem Buch die gesamte Zeit einfach nur lächeln, teilweise sogar weinen, einfach, weil es so wahr ist, was Meike schreibt.

Dabei scheut sie auch nicht davor, auch die schlechten Dingen unserer Welt niederzuschreiben, scheut nicht davor, von Tiefpunkten und Hilflosigkeit und Wut zu schreiben, von bitterer Armut und Unmenschlichkeiten und vor allem von dem Scham, selbst nichts tun zu können und einfach so in seinem privilegierten Leben zu leben, ohne es wirklich als so ein riesiges Geschenk wahrzunehmen. Sie schreibt von Arm und Reichen unterschieden, von Ländern, die nicht wissen, wie es morgen weitergehen soll und von Religionskriegen, die eigentlich unverständlich sind. Was dabei für mich aber vor allem wichtig ist: Meike bleibt dabei in der Form der Beobachterin, sie wertet nicht, sie versucht nicht, die Leute umzukrempeln, sondern versucht mit Akzeptanz und Verständnis durch die Welt zu gehen. Denn wir alle sind anders, es gibt so viele unterschiedliche Kulturen und Ideen und Lebensweise und wir müssen sie nicht alle verstehen, aber wir müssen sie akzeptieren. Diese Gedanken fand ich wunderbar authentisch dargestellt.


Sowieso ist Meike eine unglaublich kluge Frau, die, wie es mir scheint, einfach immer die richtigen Fragen stellt, die ihr Leben nach ihren Idealen lebt und so viele wichtige Dinge zu sagen hat, ohne besserwisserisch oder wie ein Moralapostel zu wirken. Nein, gerade durch ihre Listen von Dingen, die sie auf ihrer Reise gelernt hat, verfolgt man förmlich mit, wie Meike zu ihren Lebensratschlägen kommt, die wahrlich Gold wert sind.

Sie nimmt einen mit auf eine fantastischen Reise, die vor Lebensfreude und Fernweh und Freiheit nur so überschäumt, und beschert einem dadurch nicht nur ein grandioses Lesevergnügen und viel zu viel Fernweh, sondern lehrt einen durch ihre klugen, philosophischen Gedanken und locker-leichte Art zu schreiben noch so viele andere wichtige Dinge. Ich habe das Gefühl Meike, obwohl ich sie natürlich nicht persönlich kenne, irgendwie doch zu kennen, tief im inneren, dass sie jemand ist, der mich versteht, mit dem ich so gerne selbst auf Reisen gehen würde, sogar eine Art Vorbild würde ich sagen, für jemanden, der mit ihren 18 Jahren noch unglaublich jung und vielleicht auch etwas naiv ist, aber die hungrig nach der Welt ist, hungrig nach dem Leben und alles, was es zu bieten hat. In diesem Sinne hat Meike es einfach geschafft, mich abzuholen, mich etwas zu lehren, mich lauschen zu lassen, mich mit in die Ferne zu nehmen, mit mir über das Leben zu philosophieren und ihr in diesem einen verrückten, fantastischen Jahr zu folgen, als wären wir nie mehr als ein paar Worte voneinander entfernt.

Deswegen möchte ich dem Buch nicht nur eine gewöhnliche Sternrezension geben, sondern ich möchte, ganz im Stil von Meike, noch 10 Dinge nennen, die sie mich mit diesem wunderbaren Buch gelehrt hat:

  1. Weniger entweder/oder, mehr sowohl/als auch. Manche Entscheidung müssen eben nicht eine andere Ausschließen, manchmal ist es der goldene Mittelweg, das Pendeln, was in Wirklichkeit das richtige ist.
  2. Sei offen für alles, probiere alles, nicht nur einmal, sondern mehrmals.
  3. Erwarte das Beste und nutze jede Chance, die sich dir bietet.
  4. Man braucht nicht viel, man braucht nur Sachen mit Bedeutung.
  5. Sei offen für Verrücktes, lasse deinem Fernweh freien Lauf, traue dich auch in unbekanntes Terrain und lass dich auf das Unbekannte ein.
  6. Manchmal geht es eben nicht um die Antworten, sondern um die Fragen. Lerne, Fragen zu lieben.
  7. Manchmal ist es wichtig, durchzuhalten, aber manchmal ist es auch wichtig, etwas zu lieben, zu ändern oder ansonsten zu verlassen.
  8. Wir leben auf einem wirklich tollen Planeten und ich möchte so viel von ihm sehen, wie nur irgendwie möglich.
  9. Wir brauchen keine halbe Millionen Euro von Günther Jauch, um uns unsere Träume zu erfüllen und das Leben zu leben, was wir leben wollen.
  10. Man braucht nicht unendlich viele Leben, man braucht nur eins, denn wenn man es richtig lebt, ist eines genug.
In diesem Sinne fange ich in Gedanken an, meine eigene Weltreise zu planen und Danke Meike für dieses wundervolle Buch, das mir so oft aus der Seele gesprochen hat, mich so viel gelehrt hat, mir so viel Fernweh bescherrt hat und mich einfach tief im Herzen glücklich gemacht hat. Dafür vergebe ich ihr alle Sterne dieser Welt. Definitiv ein Jahreshighlight!

1 Kommentar:

  1. Liebe Kücki,

    das ist eine der besten Rezensionen die ich jemals gelesen habe! Hätte ich das Buch nicht schon auf meine Wunschliste gesetzt, dann würde ich das spätestens jetzt machen, da man in jedem einzelnen Wort die Begeisterung spüren kann, die du beim Lesen von "Das große Los" empfunden hast. :)

    Alles Liebe,
    Jasi <3

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